20.05.2010

Zunehmender Hörverlust und Schwindel können Anzeichen eines gutartigen Hirntumors sein

Eine einseitige, sich zunehmend verschlechternde Hörstörung kombiniert mit Schwindelgefühlen kann in seltenen Fällen auf ein Akustikusneurinom hinweisen - eine Geschwulst, die von Zellen des Gleichgewichtsnervs ausgeht...

Eine einseitige, sich zunehmend verschlechternde Hörstörung, Ohrgeräusche und Schwindelgefühle können auf eine seltene Neubildung hindeuten. „Das Akustikusneurinom ist eine in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle langsam wachsende, gutartige Geschwulst. Bei Größenzunahme kann sie je nach Lage auf Nervenbahnen drücken und die Funktion dieser beeinträchtigen. Neben der einseitigen Schädigung des Gehörs sowie Tinnitus können als Frühsymptome Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auftreten. Die Bezeichnung „Akustikusneurinom" hat sich zwar im Sprachgebrauch durchgesetzt, im medizinischen Sinne ist sie aber nicht korrekt, da der Tumor von Zellen des Gleichgewichtsnervs ausgeht, erläutert Privatdozent Dr. Leif Erik Walther vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Gewinnt die Geschwulst an Volumen, so dehnt sie sich aus und das kann weitere Symptome nach sich ziehen: „Neben dauerhaften Nervenschädigungen, z.B. in Form einer Gesichtslähmung oder Trigeminusneuralgie, können u.a. Schluckstörungen, Kopfschmerzen, Sehstörungen und Heiserkeit  auftreten. Obwohl es sich um einen gutartigen Tumor handelt, der keine Metastasen streut, ist der Leidensdruck für die Betroffenen sehr groß", betont der niedergelassene HNO-Arzt aus dem hessischen Sulzbach am Taunus.

„Da die ersten Anzeichen eines Akustikusneurinoms recht unspezifisch sind, wird oft zunächst an eine Hörminderung im Zuge des Alters mit damit einhergehendem Tinnitus oder an häufige Schwindel-Symptome gedacht. Dies ist einer der Gründe, warum die Krankheit zunächst unerkannt bleiben kann", so Priv.-Doz. Dr. Walther. „Nicht selten bessern sich die Symptome im Rahmen der Behandlung einer akuten Hörstörung. Vor allem Schwindel und Gleichgewichtsstörungen als zusätzliches Symptom einer Hörstörung können richtungsweisend sein." Der HNO-Arzt führt eine weitere Diagnostik durch, zu der moderne elektrophysiologische Methoden, wie die Ableitung akustisch evozierter Potenziale an der Hörbahn gehören. Damit lässt sich bereits frühzeitig die richtige Diagnose stellen.

Bei einem entsprechenden Verdacht kann die Diagnose heute mithilfe hochauflösender Techniken wie der Kernspintomografie eher als früher gestellt werden. Neben chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten und der Radiotherapie (stereotaktische Bestrahlung) beruht die konservative Strategie des "Abwartens unter Beobachtung" (watchful waiting) auf der Eigenschaft des Akustikusneurinoms, langsam zu wachsen. Allerdings weisen ca. 10% ein schnelles oder zyklisches Wachstumsverhalten auf. In regelmäßigen Abständen ist dann eine Kernspintomografie notwendig, um einen möglichen Tumorprogress auszuschließen.

Weitere Informationen zum Krankheitsbild finden Betroffene und Interessierte bei der Patienten-Selbsthilfeorganisation Vereinigung Akustikus Neurinom e.V. (VAN) unter www.akustikus.de