03.02.2019

Weltkrebstag: Entzündungshemmer helfen vielen Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren

Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar möchten wir neue Erkenntnisse aus der Krebsforschung vorstellen. Laut einer aktuellen Studie profitieren viele Patienten mit einem Kopf-Hals-Tumor von der Einnahme bestimmter entzündungshemmender Medikamente (NSAID).

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Viele Patienten mit einem Kopf-Hals-Tumor können von der Einnahme bestimmter entzündungshemmender Medikamente, sogenannter nichtsteroidaler Antiphlogistika (NSAID, früher auch als NSAR bekannt), stark profitieren. Laut einer US-Studie, die kürzlich im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht wurde, wurde durch NSAID-Gabe die Überlebenszeit bei denjenigen Krebspatienten, die eine Veränderung (Mutation) im „Krebsgen“ PIK3CA aufwiesen, deutlich verlängert.

Mindestens jeder Vierte profitiert von NSAID-Gabe

Mehr als ein Viertel aller Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren weist aktivierende Mutationen im Gen PIK3CA auf. Vermutlich werden dadurch Prozesse angestoßen (u.a. die Bildung von Prostaglandin E2), die das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen fördern. Diese Prozesse werden von Arzneiwirkstoffen wie Acetylsalicylsäure (ASS) und anderen NSAID gehemmt, weswegen durch die Einnahme das Krebswachstum gebremst werden kann.

In der aktuellen Studie der University of California San Francisco wiesen 75 (28%) der einbezogenen 266 Patienten, denen allen der Kopf-Hals-Tumor chirurgisch entfernt wurde, aktivierende Mutationen im Gen PIK3CA und/oder ähnliche Auffälligkeiten (Genexpression) auf. Ein Drittel dieser Patienten hatte, aus verschiedensten Gründen, regelmäßig NSAID eingenommen, meist ASS.

Überlebensrate durch ASS & Co. verbessert

Aus den Untersuchungsergebnissen schloss das Wissenschaftler-Team um Jennifer Grandid, dass die Einnahme von NSAID über mindestens 6 Monate mit einem deutlich verlängerten krankheitsspezifischen Überleben (DSS) verbunden war (72% mit NSAID-Einnahme gegenüber 25% ohne NSAID-Einnahme). Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate lag bei NSAID-Anwendern bei 78% gegenüber 45% bei NSAID-Nichtanwendern. Bei Patienten ohne Mutationen hatte die Einnahme von NSAID keinen Einfluss auf die Überlebenszeiten.

Die Forscher untermauerten ihre Vermutungen mit experimentellen Untersuchungen an Mäusen. Nun ist eine weitere Studie geplant, in deren Rahmen ein Teil der Patienten nach der Operation zusätzlich zur Chemotherapie mit NSAID behandelt wird. Ähnliche Studien bei Patienten mit Darmkrebs, Magenkrebs, Prostatakrebs und Brustkrebs zeigen ebenfalls Hinweise auf eine präventive Wirkung von ASS.

Allerdings haben NSAID, insbesondere Acetylsalicylsäure bei regelmäßiger Einnahme nicht ausschließlich positive Wirkungen, sondern die Einnahme birgt auch Risiken, wie eine erhöhte Blutungsneigung, Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre sowie lebensbedrohliche allergische Reaktionen. Daher beinhalten die Ergebnisse der Studie zwar interessante Ansätze für mögliche künftige Therapieansätze, keinesfalls sollte aber daraus die Schlussfolgerung abgeleitet werden, diese Medikamente über einen längeren Zeitraum ohne ärztlichen Rat einzunehmen.

Studie: Journal of Experimental Medicine (2019; doi:10.1084/jem.20181936)
jem.rupress.org/content/early/2019/01/25/jem.20181936/tab-article-info
Quelle: aerzteblatt.de, äin-red