11.03.2019

Tinnitus-Studie: Bringt Neurofeedback Linderung?

Eine Arbeitsgruppe der Uni Marburg testet in Kooperation mit dem dänischen Forschungszentrum „Eriksholm Research Center“ und der Marburger HNO-Uniklinik, ob ein Neurofeedback-Training Tinnitus-Patienten helfen kann, die Belastungen durch Phantomgeräusche zu vermindern.

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Tinnitus ist eine Störung der Hörfunktion, bei der Betroffene Geräusche wahrnehmen, die nicht auf ein äußeres Schallereignis zurückgehen. Tinnitus ist also ein Phantomgeräusch, welches durch aktive Neuronen im Gehirn verursacht wird, obwohl objektiv kein Geräusch von außen vorhanden ist. „Leider gibt es derzeit keine Heilung für Tinnitus“, erklärt Dr. Cornelia Weise von der Marburger Philipps-Universität, die das aktuelle Tinnitus-Forschungsprojekt in Kooperation mit ihrem dänischen Kollegen Martin Jensen vom Forschungszentrum „Eriksholm Research Center“ leitet. „Daher erforschen wir – wie eine wachsende Anzahl von Forschungsgruppen weltweit – neue Wege, um das Klingeln in den Ohren zum Schweigen zu bringen.“ Eine solche neuartige Behandlungsmöglichkeit bietet das Neurofeedback, dessen Wirkung das Team nun näher untersuchte.

Beim Neurofeedback schauen die Betroffenen ihrer eigenen Hirnaktivität zu, die durch Elektroden auf der Kopfoberfläche aufgenommen und auf einem Bildschirm sichtbar gemacht wird. Die Probanden trainieren dabei, Kontrolle über Gehirnprozesse zu erlangen, die unter normalen Umständen unwillkürlich ablaufen. „Mit dem Neurofeedback hoffen wir, diejenige Aktivität im Gehirn zu reduzieren, die für die Erzeugung der anhaltenden Geräuschwahrnehmung verantwortlich ist“, legt Jensen dar.

Das Klingeln im Ohr an sich zu vermindern, ist jedoch nur einer von mehreren Effekten, die das Forschungsteam mit dem Training zu erzielen hofft. Dieses soll zudem auch beeinflussen, wie die Betroffenen ihren Tinnitus wahrnehmen und bewerten. „Manche Menschen leben gut mit Tinnitus und können ihn ignorieren, auch wenn er laut ist“, führt Dr. Weises Mitarbeiterin Eva Hüttenrauch aus, „andere mit kaum hörbarem Tinnitus hingegen haben große Schwierigkeiten, sich damit abzufinden.“

Die Unfähigkeit, den eigenen Tinnitus zu akzeptieren, kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen: z.B. Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten oder Angstzustände. Warum wird die Störung mitunter als so belastend erlebt? „Vermutlich spielen diejenigen Teile des Gehirns dafür eine bedeutsame Rolle, die für die Verarbeitung von Emotionen verantwortlich sind“, meint Dr. Weise. „Wir hoffen, dass wir mit dem Neurofeedback-Training dieses sogenannte Tinnitus-Belastungs-Netzwerk unterbrechen, damit die Betroffenen mit dem ständigen Rauschen im Kopf besser zurechtzukommen", ergänzt Jensen.

Neben der Marburger Arbeitsgruppe um Dr. Cornelia Weise und dem „Eriksholm Research Center“ beteiligt sich auch die Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Marburg an der Kooperation.

Weitere Informationen:
Ansprechpartnerin: Dr. Cornelia Weise,
Fachgebiet Klinische Psychologie und Psychotherapie
Tel.: 06421 / 28-26738
E-Mail: weise@noSpam.uni-marburg.de

Anmeldung für Betroffene zur Teilnahme an der Studie:
E-Mail: tinnitus@noSpam.uni-marburg.de
Webseite: https://www.iterapi.se/sites/tone/

Quelle: idw-online.de