11.08.2021

Schluckstörungen im Alter zielgerichtet behandeln

Schluckstörungen treten vermehrt im höheren Alter auf. Das Therapiespektrum ist groß - bei entsprechender Abklärung der Ursache. Das Uniklinikum Köln stellt hierfür moderne Diagnostika vor.

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Im Alter steigt das Risiko, eine Schluckstörung zu entwickeln, drastisch an: Bei mehr als 50% der Pflegeheimbewohner und rund 70% aller im Krankenhaus behandelten geriatrischen Patienten treten altersabhängig bedingte Veränderungen des Schluckaktes (Presbyphagie) auf – mit möglichen Folgen wie Pneumonie, Mangelernährung oder Dehydratation. Das Bewusstsein und Wissen darüber hat in der medizinischen Fachwelt in den letzten Jahren stark zugenommen.

„Schluckstörungen werden von vielen älteren Menschen als notwendiges Übel, was mit dem Älterwerden assoziiert ist, verstanden. Aus diesem Grund holen sie sich keinen ärztlichen Rat ein. Umso wichtiger ist es, dass wir Mediziner die Problematik individuell erkennen und behandeln können“, sagt Prof. Dr. Rainer Dziewas, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation am Klinikum Osnabrück. So gibt es zum Beispiel Funktionsbeeinträchtigungen des Schluckens, die auf nicht unbedingt krankhaften altersphysiologischen Prozessen beruhen: Dazu zählen etwa verminderte Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, Mundtrockenheit oder die Abnahme von Skelettmuskelmasse (Sarkopenie). Ebenso gibt es Schluckstörungen, die auch mit neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall oder Morbus Parkinson einhergehen – die Prävalenz bei älteren Menschen ist hier am höchsten.

Zielgerichtete Therapien nach Klärung der Ursache

Aufbauend auf der ausführlichen Darstellung der Pathophysiologie des Schluckens wird Prof. Dziewas in seiner Keynote-Lecture auf dem diesjährigen Online-Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) vom 2. bis 4. September 2021 unter anderem das Diagnostik-Tool FEES (= flexible endoskopische Evaluation des Schluckakts) und einen speziellen neurogeriatrischen Diagnose-Algorithmus vorstellen. Auf dieser Basis lassen sich individuelle Schluckstörungsmuster erkennen und daraus spezifische Therapiestrategien für die Patienten ableiten. Denn die Behandlungsmöglichkeiten von Schluckstörungen bei älteren Menschen sind heutzutage sehr vielfältig. Sie reichen von der Konsistenzmodifikation der Nahrung über logopädische Strategien und Stimulationstechniken bis hin zu interventionellen Verfahren.

Wichtig ist es daher, Schluckstörungen nicht als gegeben hinzunehmen, sondern sich (HNO)ärztlichen Rat zu holen.

Quelle: idw-online.de