29.07.2010

Lärm-Bewusstsein frühzeitig entwickeln

Eine Untersuchung von Kölner Wissenschaftlern lässt vermuten, dass man bereits Kinder im Kindergartenalter mit Erfolg über Lärm und seine hörschädigenden Folgen aufklären kann...

Gerade Kinderohren reagieren sehr empfindlich auf Lärm, eine ständige Lärm-Belastung kann zu Beeinträchtigungen der Hörwahrnehmung, der Konzentration und zu Sprachentwicklungsstörungen führen, daher ist hier eine frühe Prävention sinnvoll und wichtig. Durch kindgerechte Aufklärung und Bewusstmachung von Lärm können bereits 3- bis 6-Jährige lernen, Hörbelastungen besser einzuschätzen und bewusster damit umzugehen. Darauf weist der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte in Neumünster unter Berufung auf eine aktuelle Untersuchung unter Federführung von Privatdozentin Dr. Katrin Eysel-Gosepath aus Köln hin.

Die Wissenschaftler untersuchten in einem  Kindergarten die Lärm-Belastung für Kinder und Erzieher. Zum einen wurden die Schallpegel in den Innenräumen sowie in Ohr-Nähe der Erzieher gemessen und zum anderen eine Befragung der Erzieher durchgeführt. Gleichzeitig wurden die Kinder altersgerecht mit Geschichten und Puppenspielen über Lärm aufgeklärt und zusätzlich in einigen Räumen mit Hilfe einer Ampel, die auf die dort gemessenen Schallpegel reagierte, für Lärm-Belastung sensibilisiert. Da bereits ab einer längeren Einwirkung von 85 Dezibel (dB) Hörstörungen auftreten können, zeigte die Ampel bei Werten die darunter lagen grünes Licht an, bei Werten zwischen 86 und 90 dB oranges Licht und ab 90 dB schaltete die Ampel auf Rot. Auch wenn die Fallzahl zu klein für eine statistisch untermauerte Aussage ist, war ersichtlich, dass die gemessenen Schallpegel vor allem in den mit Ampel ausgestatteten Räumen geringer ausfielen, was klar für das Konzept der frühen Lärm-Sensibilisierung spricht.

Diese Untersuchung zeigte auch, dass Erzieher unter der ständigen Lärm-Belastung von Kinder-Stimmen und -Geschrei sowie lautem Spielzeug leiden und auffallend häufig Hörprobleme und Ohrgeräusche (Tinnitus) aufweisen. Etwa 25% der Befragten meinten, schlecht hören zu können, und ungefähr 20% klagten über einen Tinnitus. Da das eigentlich erforderliche Tragen eines Gehörschutzes für Beschäftigte in Krippen, Kindergärten und Schulen nicht möglich ist, können eventuell auch bauliche Veränderungen wie z.B. Teppich statt Holzfußboden, Textiltapeten und Dämm-Material die Lärm-Exposition reduzieren.

Weitere Studien müssen klären, inwieweit frühzeitige Lärm-Erziehung, tatsächlich die Lärm-Belastung in Kindergärten und Schulen senken kann und bei den Kindern einen anhaltenden verantwortungsvollen Umgang mit Lärm erreicht. Dem Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte zufolge zeigen die Zunahme von Hörschäden im Jugendalter und der Anstieg der Arbeitsausfälle bei Erziehern und Lehrern, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht.   

Studie: K. Eysel-Gosepath et al., Lärm in Kindertagesstätten,  HNO 2010, online first


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