17.04.2012

Gesichtslähmung: Schmerzen hinterm Ohr können vorausgehen

Eine plötzliche Gesichtslähmung, die durch Schmerzen hinterm Ohr angekündigt werden kann, versetzt die Betroffenen meist in Panik. Auch wenn sie in der Regel harmlos ist, müssen andere Erkrankungen wie ein Schlaganfall ausgeschlossen werden. Eine umgehende HNO-ärztliche oder neurologische Abklärung ist daher wichtig...

Eine plötzlich auftretende Lähmung des Gesichts kann Ausdruck einer Funktionsstörung des Gesichtsmuskelnervs (Nervus facialis) sein. In der Regel handelt es sich dabei um eine vorübergehende Lähmung (Facialisparese), die nach einiger Zeit von alleine wieder verschwindet. In jedem Fall sollten die Beschwerden umgehend HNO-ärztlich und neurologisch abgeklärt werden, um eine eindeutige Diagnose zu stellen, um andere Erkrankungen auszuschließen und auch um den Patienten zu beruhigen. Denn: Die Lähmung der Gesichtsmuskulatur wird aufgrund der mimischen Einschränkungen von den Betroffenen oft als sehr dramatisch erlebt, viele denken an einen Schlaganfall, aber die Gesichtslähmung ist in der Regel nicht akut gefährlich.

Viele Patienten bemerken ein bis drei Tage vor der Facialisparese einen Schmerz hinter dem Ohr der gleichen Gesichtshälfte. Auch ein steifes Genick oder Schmerzen im Kiefergelenk können vorkommen. Eine Beeinträchtigung des Gesichtsnervs zeigt sich außerdem durch herabhängende Mundwinkel oder ein unvollständig geschlossenes Auge. Je nach Lage des Schädigungsortes können noch eine vermehrte Tränenausschüttung, eine intensivere Hörempfindung, Geschmacksstörungen oder eine verminderte Speichelproduktion als Symptome auftreten.

In der überwiegenden Anzahl der Fälle von Gesichtslähmung kann keine erkennbare Ursache für die Beschwerden gefunden werden. Es wird vermutet, dass verschiedene Faktoren zu entzündlichen Schwellungen führen, die den Nervenkanal verengen und dadurch Druck auf den Nerv ausüben. Neben Entzündungen können Vireninfektionen beispielsweise durch Herpes simplex oder Herpes Zoster die Beschwerden auslösen. Eine Infektion mit Borrelien kann neben anderen Grunderkrankungen ebenso ursächlich sein. Auch kann kalte Luft oder Zugluft die Entstehung einer Gesichtslähmung begünstigen.

Wenn die Ursache ausgemacht werden kann, muss die Grunderkrankung behandelt werden, um die Lähmungserscheinungen zu beseitigen. Für die Behandlung der Beschwerden stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, wie die Gabe von Kortison oder Schmerzmedikamenten. Liegen Infektionen zugrunde, können diese mit einem Virostatikum oder einem Antibiotikum behandelt werden. Heilt die Erkrankung nicht vollständig aus und die Mimik bleibt dauerhaft entstellt, kann dies für die Betroffenen eine große psychische Belastung sein. Dann können plastische Operationen in Erwägung gezogen werden.

Eine Fazialisparese kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, die meisten Patienten sind aber mittleren Alters. Auf 100.000 Personen kommen durchschnittlich 20 bis 25 Erkrankungen im Jahr. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, wobei die Erkrankung während der Schwangerschaft etwas gehäuft auftritt. Als Risikofaktoren gelten hoher Blutdruck und Diabetes. Darüber hinaus kann extremer Stress eine Gesichtslähmung begünstigen.

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