12.07.2010

Gaumenmandeln oft mit „Magenkeim“ besiedelt

Helicobacter pylori kann nicht nur den Magen besiedeln, sondern auch die Gaumenmandeln (Tonsillen) befallen. Dabei findet sich das Bakterium häufig bei Menschen mit chronisch entzündetem Tonsillen-Gewebe...

Eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter (H.) pylori kann zu Magenschleimhautentzündungen und anderen Magenbeschwerden führen. Ein internationales Forscherteam untersuchte nun, ob und wie gern sich der „Magenkeim" auf Mandel-Gewebe ansiedelt und dort ebenfalls Entzündungen begünstigt. In die Untersuchungen gingen Patienten ein, die sich aus verschiedenen Gründen einer Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) unterzogen und ein Routine-Screening auf H. pylori erhalten hatten. Die Forscher sichteten die Krankenakten einerseits, um die Indikationen für den Eingriff festzustellen und andererseits, um das Vorhandensein oder die Abwesenheit von H. pylori zum Untersuchungszeitpunkt zu überprüfen.

Es ergaben sich zwei Gruppen von Patienten: Die erste Gruppe hatte wegen chronisch-wiederkehrender Mandelentzündung eine Tonsillektomie erhalten (44 Patienten, davon 18 Frauen und 26 Männer, durchschnittliches Alter 28,6 Jahre). Die zweite Gruppe hatte sich wegen schlafbezogener Atemstörungen einer Tonsillektomie unterzogen, ohne eine Mandelentzündung in der Krankengeschichte (50 Patienten, davon 11 Frauen und 39 Männer, durchschnittliches Alter 33,6 Jahre).

Von den insgesamt 94 Patienten waren die Testergebnisse auf H. pylori bei 33 positiv und bei 61 negativ. Dabei offenbarte sich ein deutlicher Unterschied in der Besiedelung zwischen beiden Gruppen: Während in der Gruppe mit Mandelentzündungen 48% H.-pylori-positiv waren, lag dieser Wert in der Gruppe mit Atemstörungen nur bei 24%.

Gemäß der Studienautoren sollen zukünftige Studien beleuchten, ob eine Abtötung, eine so genannte Eradikationstherapie von H. pylori wirksam ist, um wiederkehrende Entzündungen der Gaumenmandeln einzudämmen.

Bild: Elektronenmikroskopische Aufnahme von Helicobacter pylori
Bildquelle: Prof. Richard Raedsch vom St. Josefs-Hospital in Wiesbaden

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