Riechstörungen – Ursachen und Risiken

Riechstörungen werden nach ihren Ursachen zunächst in sinunasal und nicht-sinunasal unterteilt.

Sinunasale Riechstörungen

Bei sinunasalen Riechstörungen wird die eingeatmete Luft auf ihrem Weg zur Riechschleimhaut behindert - damit können Duftstoffe auch keine Geruchswahrnehmung auslösen. Dazu kann es durch Entzündungen im Bereich der Nase oder Nasennebenhöhlen kommen. Diese Entzündungen können infektiös sein, beispielsweise im Zuge eines wiederholt auftretenden Infekts.

Die Entzündungen können jedoch auch nicht-infektiös bedingt sein. In diesen Fällen wird unterschieden zwischen anatomischen und nicht-anatomischen Ursachen. Zu Ersteren zählen Nasenpolypen oder Verkrümmungen der Nasenscheidewand. Diese anatomischen Besonderheiten behindern die Nasenatmung. Nicht-anatomische Ursachen sind Schwellungen der Schleimhäute in Nase oder Nasennebenhöhlen in Folge von Allergien, Reizungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten.

Als weitere Auslöser für sinunasale Riechstörungen kommen Hormonumstellungen, etwa im Zuge einer Schwangerschaft, oder bei Hirntumoren, die Hormone bilden, in Betracht.

Sinunasale Riechstörungen verschwinden nach der Beseitigung der zu Grunde liegenden Erkrankung oder Ursache meist wieder (siehe auch Prognose).

Nicht-sinunasale Riechstörungen

Bei nicht-sinunasalen Riechstörungen liegt die Ursache in einer Schädigung des Riechapparates selbst. Dazu kann es durch unterschiedliche Auslöser kommen.

Traumen

Häufige Auslöser von nicht-sinunasalen Riechstörungen sind Schädelverletzungen durch einen Schlag auf den Kopf oder einen Sturz. In Folge solcher Schädelhirntraumata können Riechnerven ganz oder teilweise abreißen. Ebenso können Quetschungen und Blutungen in Bereichen des Gehirns auftreten, die für die Wahrnehmung und Verarbeitung von Geruchsreizen verantwortlich sind. Traumata verursachen in der Regel eine plötzliche Einschränkung oder einen plötzlichen totalen Ausfall des Riechvermögens.

Riechstörungen, die durch Schädelhirntraumata bedingt sind, bilden sich nur in seltenen Fällen wieder zurück - selbst wenn die verletzten oder abgerissenen Riechnerven wieder nachwachsen (siehe auch Prognose).

Gift- und Schadstoffe

Eine akute oder chronische toxische Schädigung der Riechschleimhaut, beispielsweise durch Formaldehyd, Tabakrauch, Pestizide, Kohlenmonoxid (CO) oder Kokain, kann eine Riechstörung verursachen. Auch im Rahmen einer krebstherapeutischen Strahlentherapie können sich Störungen des Riechvermögens einstellen. Das Ausmaß der Riechstörung richtet sich nach der Dosis des Gift- oder Schadstoffes sowie nach der Dauer seiner Einwirkung auf die Riechschleimhaut.

Virus-Infektionen

Viral-bedingte Infektionen der oberen Atemwege (z.B. Corona-Infektionen mit dem SARS-CoV-2) können sich ebenfalls hinter einer Riechstörung verbergen. Durch die Infektion können die Riechnerven geschädigt oder gar zerstört werden. Riechstörungen nach Viren-Infektionen gehen meist mit einer veränderten Geruchswahrnehmung (Parosmie) einher. Bei ca. einem Drittel der Betroffenen bessert sich das Riechvermögen binnen eines halben Jahres wieder.

Andere Grunderkrankungen

Neben viralen Infekten kann eine ganze Reihe weiterer Krankheiten das Riechvermögen schädigen oder vollkommen zerstören. Dazu gehören unter anderem neuronale Erkrankungen wie Alzheimer Demenz, Morbus Parkinson und Multiple Sklerose. Sie führen dazu, dass in verschiedenen Bereichen des Gehirns Nervenzellen absterben. Geschieht dies in Arealen, die für das Riechen wichtig sind, kann das Riechvermögen zer- oder gestört werden. Bei Parkinson-Patienten zeigt sich beispielsweise schon sechs Jahre, bevor die ersten motorischen Symptome auftreten, eine Verschlechterung des Riechvermögens.

Auch Typ-2-Diabetes, Schilddrüsenunterfunktionen oder Epilepsie können mit Riechstörungen einhergehen. Das gilt auch für Depressionen und schizophrene Psychosen sowie für Nieren- und Leberkrankheiten.

Nebenwirkungen von Medikamenten

Zu den Arzneimitteln, die Riechstörungen verursachen können, gehören: Antibiotika wie Amicacin, Chemotherapeutika wie Methotrexat, Antihypertonika wie Nifedipin sowie Schmerzmittel wie Morphin. Mit dem Absetzen der jeweiligen Medikamente verschwinden auch die Riechstörungen wieder.

Alter

Mit fortschreitendem Alter nimmt das Riechvermögen physiologisch bedingt ab. Riechstörungen bei älteren Menschen können allerdings auch auf Morbus Parkinson oder Alzheimer Demenz hindeuten.

Erbanlagen

Bei einigen Patienten sind die Riechstörungen angeboren - sie konnten also in ihrem ganzen Leben noch nicht riechen. Das Erstaunliche ist, dass diese Störung in der Regel erst im Alter von 10 Jahren bemerkt wird. Eine der Ursachen für angeborene Riechstörungen kann die Unterentwicklung oder das vollständige Fehlen des Riechkolbens (Bulbus olfactorius) sein. Dieses Phänomen tritt beispielsweise beim so genannten Kallmann-Syndrom auf. Dabei handelt es sich um eine embryonale Fehlentwicklung, bei der auch die Keimdrüsen - Hoden oder Eierstöcke - des betroffenen Neugeborenen unterentwickelt sind.