Akute Mittelohrentzündung - mögliche Komplikationen
Da heutzutage gute Behandlungsmöglichkeiten bestehen, sind Komplikationen bei einer akuten Mittelohrentzündung selten geworden. Treten sie dennoch auf, gelten sie bei den HNO-Ärzten als akuter Notfall. Die Komplikationen werden in extrakraniell - außerhalb des Schädels auftretend - und intrakraniell - innerhalb des Schädels - unterteilt.
Extrakranielle Komplikationen
Mastoiditis
Die Mastoiditis gilt als häufigste Komplikation und kommt insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern vor. Sie äußert sich mit einer eitrigen Entzündung der Zellen des knöchernen Warzenfortsatzes. Handelt es sich hierbei lediglich um die Schleimhaut, bezeichnet man diese Krankheit als Begleitmastoiditis. Ist der Knochen selbst in Mitleidenschaft gezogen, spricht man von einer Mastoiditis im engeren Sinn. Erschwerter Sekretabfluss, erhöhter Pneumatisationsgrad und ein geschwächtes Immunsystem des Patienten begünstigen die Erkrankung.
Zu den Symptomen der akuten Otitis media kommt eine ödematöse (mit Gewebeflüssigkeit gefüllte) gerötete Schwellung hinter der Ohrmuschel, Druckschmerz in diesem Bereich sowie Sekretabfluss hinzu. Das Ohr sieht aus, als ob es absteht. Eine Mastoiditis muss fachärztlich versorgt werden.
Otogene, entzündliche Fazialisparese (Gesichtslähmung)
In unmittelbarer Nähe des Mittelohrs liegt der Knochenkanal des siebten Hirnnervs, Nervus fascialis. Dieser Nerv versorgt große Teile der mimischen Muskulatur im Gesicht. Greift die Entzündung des Mittelohrs den Nerv an, kann dies zu einer einseitigen Lähmung führen. Eine umgehende antibiotische Behandlung ist angeraten.
Labyrinthitis
Bei einer Labyrinthitis geht die Entzündung des Mittelohrs auf das Innenohr über. Es kommt zu Drehschwindel, Schallempfindungsschwerhörigkeit und Erbrechen. Auf der kranken Seite ist ein spontanes Augenzucken (Nystagmus) zu beobachten. Bei Fortschreiten der Erkrankung und Übergang in eine eitrige Labyrinthitis besteht das Risiko einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Eine eitrige Labyrinthitis hat immer bleibende Hörschäden zur Folge.
Intrakranielle Komplikationen
Hirnhautentzündung (otogene Meningitis)
Akute Mittelohrentzündungen mit eitriger Sekretbildung können auf die Hirnhäute übergehen und eine Meningitis auslösen. Die Übertragung erfolgt beispielsweise über das Labyrinth oder die Blutgefäße. Spontanes Fieber und Kopfschmerz sind die ersten Symptome einer Hirnhautentzündung. Verwirrtheit, Unruhe, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen sowie die typische Nackensteife kommen später hinzu.
Intrakranielle Abszesse
Abszessbildungen, d.h. Eiteransammlungen, im Schädelinneren sind sehr schwerwiegende Komplikationen. Die Symptome fallen je nach Größe und Lage unterschiedlich aus.
Sinusvenenthrombose
In Folge einer Mastoiditis kann gelegentlich eine Sinusvenenthrombose entstehen. Dabei handelt es sich um die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) in den großen Sammelvenen des Gehirns.
Treten Anzeichen einer dieser Komplikationen in Folge einer Mittelohrentzündung auf, muss umgehend ein Facharzt aufgesucht werden.