Gesichtslähmung - Untersuchung und Diagnose

Neben der Diagnose, ob eine Fazialislähmung und an welcher Stelle eine Schädigung vorliegt, ist die Ursachenerforschung von großer Bedeutung. Daher sind die Krankengeschichte des Patienten sowie besondere Vorkommnisse (Unfälle, Infekte usw.) sehr wichtig.

Der herabhängende Mundwinkel und ein unvollständig geschlossenes Auge verraten dem Arzt oft auf den ersten Blick, dass eine Beeinträchtigung des Nervus facialis vorliegt.Bewegungsübungen wie Stirn runzeln, Wangen aufblasen, Mund spitzen oder Augen schließen geben weitere Gewissheit.

Klagt der Erkrankte über schlechtes Geschmacksempfinden, wird eine entsprechende Prüfung durchgeführt. Die vier Hauptgeschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig werden mit lösungsgetränkten Wattestäbchen auf die zuständigen Bereiche der Zunge getupft. Süß, sauer und salzig werden auf dem vorderen Teil der Zunge wahrgenommen, dem Bereich, der über die Fasern des Fazialnervs beeinflusst wird.

Erhöhte Tränensekretion wird mittels Schirmer-Test festgestellt, wobei mit einem kleinen Stück Saugpapier die Menge der Tränenflüssigkeit im Vergleich beider Augen kontrolliert wird.

Der Stapediusreflex, also der Reaktionsmechanismus, der das Innenohr vor zu großer Lautstärke schützt, kann ebenfalls mit spezieller Technik - der Impedanz-Messung - überprüft werden.

Eine Ohrenspiegelung mit Hilfe eines Otoskops - ein mit Licht und Lupe ausgestatteter Ohrtrichter - dient der Prüfung des Trommelfells auf Veränderungen hin. Eine Bläschenbildung auf dem Trommelfell oder im Gehörgang kann auf einen Zoster oticus hinweisen.

Eine Messung der Muskelaktivität (Elektromyografie) zeigt, ob ein Muskel oder der ihn versorgende Nerv geschädigt ist. Diese Untersuchung kombiniert der HNO-Arzt bei Verdacht auf eine Nervenschädigung eventuell mit der Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurografie). Abhängig vom Ergebnis wird über eine mögliche operative Rekonstruktion des geschädigten Nervs entschieden.

Mit Hilfe labortechnischer Untersuchungen des Bluts wird abgeklärt, ob der Gesichtslähmung eine Grunderkrankung, wie z.B. Diabetes, oder eine Infektion, z.B. mit Borrelien, zu Grunde liegt. Zusätzlich kann die Rückenmarksflüssigkeit mittels einer Liquoruntersuchung auf Krankheitserreger hin untersucht werden.

Verletzungen und neurologische Erkrankungen im Schädel-Hirn-Bereich werden mit den bildgebenden Verfahren Röntgenaufnahmen, Computertomografie sowie Magnetresonanztherapie diagnostiziert. Bei Bedarf arbeitet der HNO-Arzt hier eng mit Kollegen der Neurologie und Radiologie zusammen.

Lässt sich keine Ursache der bestehenden Gesichtslähmung erkennen, handelt es sich um eine idiopathische Fazialisparese. Bei dieser Diagnose handelt es sich immer um eine Ausschluss-Diagnose, d.h. keine Ursache wie z.B. eine Infektion ist als Auslöser nachweisbar.