14.05.2012

HPV-Viren können Krebs im Mund-Rachen-Raum (mit)auslösen

Rauchen gilt als Hauptursache für die Entwicklung von Karzinomen im Kopf-Hals-Bereich. Doch auch humane Papillomaviren (HPV) können die Entstehung von bösartigen Tumoren im Mund-Rachen-Raum fördern...

Etwa 650.000 Menschen erkranken jedes Jahr weltweit neu an bösartigen Kopf-Hals-Tumoren. Laut Schätzungen der Deutschen Krebsgesellschaft entwickeln in Deutschland pro Jahr etwa 50 von 100.000 Einwohnern Krebs im Kopf-Hals-Bereich. Bei Männern liegen bösartige Tumoren in Mundhöhle, Kehlkopf und Rachen an vierter Stelle der Gesamt-Krebs-Statistik. Rauchen, speziell in Kombination mit Alkohol, gilt als Hauptursache für die Entwicklung von Karzinomen in diesem Bereich. Doch auch Viren, so genannte humane Papillomaviren (HPV), überwiegend vom HPV-Typ 16, können die Entstehung von Tumoren im Mund-Rachen-Raum fördern. Dies zeigen verschiedene Studien, in denen der Krebs  nicht auf das Rauchen zurückgeführt werden konnte. Bei diesen Patienten mit Mundhöhlen-, Rachen- oder Mandelkrebs konnte dafür eine HPV-Infektion festgestellt werden, die laut Expertenmeinung immer öfter für Karzinome in diesem Bereich mitverantwortlich ist. Die Experten führen diese Entwicklung auf eine Zunahme oraler Sexpraktiken zurück - gleich ob bei Hetero- oder Homosexuellen, Frauen und Männer können Überträger sein.

Humane Papillomaviren sind der Auslöser verschiedener Krebsarten. Sie werden in erster Linie sexuell übertragen und sind insbesondere im Zusammenhang mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in der Öffentlichkeit bekannt. Gegen verschiedene Varianten der HP-Viren steht eine Schutzimpfung zur Verfügung, auch der HPV-Hochrisiko-Typ 16 wird hiermit abgedeckt. Die Impfkosten werden bei Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren von den gesetzlichen Kassen übernommen. Es wird empfohlen, die drei  Schutzimpfungen möglichst vor dem ersten Sexualverkehr abzuschließen, um jedes Ansteckungsrisiko zu vermeiden. Für 11- und 12-jährige Jungens fordern US-Behörden ebenfalls die Einführung einer HPV-Routine-Schutzimpfung, weil von den Viren eine generelle Krebsgefahr ausgeht wie die Untersuchungen zu den HPV-assoziierten Kopf-Hals-Tumoren zeigen.

Ein mögliches Warnzeichen für Kopf-Hals-Tumoren ist ständige Heiserkeit. Spätestens wenn Heiserkeit länger als drei Wochen anhält, sollten Betroffene einen HNO-Arzt aufsuchen, um die Ursache abklären zu lassen. Denn je früher der Kopf-Hals-Karzinome entdeckt und entsprechend behandelt werden, desto größer sind die Heilungschancen.

Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) diskutiert das Thema „HPV-bedingte Kopf-Hals-Karzinome" auch auf ihrer diesjährigen Jahresversammlung, die vom 16. bis 20. Mai in Mainz stattfindet.

Quellen: Dt. Krebsgesellschaft (www.krebsgesellschaft.de), Robert Koch-Institut (www.rki.de), www.aerzteblatt.de,
www.springermedizin.de

Studien zum Thema:
Blomberg, M. et al.: Trends in head and neck cancer incidence in Denmark, 1978-2007: Focus on human papillomavirus associated sites.
International Journal of Cancer 2011, 129(3):733-74
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ijc.25699/abstract

G. D'souza et al. Oral sexual behaviors associated with prevalent oral human papillomavirus infection. J. Infect. Diseases 199 (2009) 1263-1269

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