24.06.2010

Druckgefühl im Ohr und Schwindel können auf Störung im Innenohr hindeuten

Wiederkehrende Drehschwindelattacken, die mit Ohrgeräuschen, Druckgefühl im Ohr und einer zunehmenden Hörminderung einhergehen, können auf einen Morbus Menière hinweisen und sollten HNO-ärztlich abgeklärt werden...

Menschen, die unter immer wiederkehrenden heftigen Drehschwindelattacken leiden, die mit Ohrgeräuschen (Tinnitus), Druckgefühl im Ohr und einer zunehmenden Hörminderung einhergehen, sollten unbedingt einen HNO-Arzt aufsuchen. "Dieser kann abklären, ob eine so genannte Menière-Krankheit vorliegt. Bei den Betroffenen besteht eine Störung des Austausches der Innenohrflüssigkeiten. Dabei spielt die so genannte Endolymphe des Innenohres eine besondere Rolle. Eine Vermehrung der Flüssigkeitsmenge führt zu einem Druckanstieg und kann schließlich in eine Ruptur der die Endolymphe umgebenden Membran münden. Das ist wahrscheinlich eine der Ursachen für die beschriebenen Störungen im Gleichgewichts- und Hörorgan. Viele Vorgänge sind aber bis heute nicht abschließend geklärt. Die Anfälle können Minuten oder auch Stunden anhalten. Der immer wiederkehrende Schwindel führt zu psychischen Beeinträchtigungen und schränkt die Lebensqualität der Betroffenen stark ein", erklärt Privatdozent Dr. Leif Erik Walther vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Bei ungünstigem Verlauf eines Morbus Menière können sich eine zunehmende Schwerhörigkeit, anhaltende Ohrgeräusche und Angstzustände, vor allem vor der Wiederkehr der Schwindelattacken, entwickeln. In vielen Fällen können auch beide Ohren betroffen sein. „Deswegen ist eine frühe Abklärung und Behandlung in jedem Fall wichtig", betont der niedergelassene HNO-Arzt aus Sulzbach im Taunus. Die Behandlung kann medikamentös aber auch chirurgisch erfolgen. „Lässt sich mit Tabletten keine Besserung erreichen, verspricht die in den letzten Jahren weiterentwickelte Gentamicin-Therapie in jedem Fall eine deutliche Besserung der Schwindelattacken. In vielen Fällen verschwinden diese vollständig. Hierbei wird unter lokaler Betäubung des Gehörgangs ein Antibiotikum, durch das Trommelfell in das Mittelohr gegeben, welches auf bestimmte Zellen im Gleichgewichtsorgan wirkt. Bereits nach einer ersten Behandlung sind die meisten Patienten beschwerdefrei. Gegebenenfalls kann der Eingriff wiederholt werden. Die Methode ist für den Patienten völlig schmerzfrei und nebenwirkungsarm. Zudem kann sie ambulant durchgeführt werden", erläutert Privatdozent Dr. Walther.

Eine intensive Untersuchung der Funktion des Hörorgans sowie der Anteile des Gleichgewichtsorgans sind wichtig, um den Funktionszustand zu ermitteln. Moderne Methoden, wie die so genannten vestibulär evozierten myogenen Potenziale, bei denen der Reflex des Gleichgewichtsorgans auf akustische Reize getestet wird, sind heute aus der Diagnostik der Erkrankung aber auch bei der Beurteilung des Therapieerfolges nicht mehr weg zu denken", so Privatdozent Dr. Walther. Die Patienten sollten außerdem mit ihrem HNO-Arzt besprechen, wie man sich am günstigsten verhält, wenn sich ein Schwindelanfall andeutet bzw. wenn er ohne Anzeichen unvermittelt eintritt. Für die Linderung der Schwindelbeschwerden im Anfall gibt es eine Vielzahl gut und schnell wirksamer Medikamente.

Die Menière-Krankheit ist nach dem französischen Arzt Prosper Menière benannt, der die in typischen Fällen auftretende Trias der Erkrankung, die Symptome Schwindel, Hörstörung und Tinnitus erstmals im 19. Jahrhundert untersuchte und beschrieb.

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