Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen

Damit ein Kind richtig sprechen lernt und sich altersgemäß entwickeln kann, muss es gut hören können. Die genaue Beobachtung der Eltern sowie die Wahrnehmung aller gesetzlich angebotenen Höruntersuchungen helfen bei der Früherkennung etwaiger Schwerhörigkeit.

Das Gehör sollte umgehend ärztlich untersucht werden, wenn das Baby beispielsweise ab der vierten bis sechsten Lebenswoche bei lauten plötzlichen Geräuschen nicht erschrickt oder ab dem sechsten Monat seine Augen nicht in Richtung eines Geräuschs oder der Ansprache aus kurzer Distanz dreht.

Ursachen kindlicher Hörstörungen

Die häufigste Schallleitungsstörung ist bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren eine Folge von Erkältungen, akuten Mittelohrentzündungen oder eine vergrößerte Rachenmandel. Diese Störung wird Seromukotympanon genannt. Hierbei ist die Tubenbelüftung nicht gewährleistet, angesammelte Flüssigkeit kann nicht abfließen. Bei Patienten mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder einem Down-Syndrom ist die Zahl der Betroffenen besonders hoch.

Hält der Tubenverschluss lange an (chronische Tubenventilationsstörung) kommt es zu krankhaften Veränderungen der Schleimhaut. Die Flüssigkeit wird zunehmend leimartig. Meist schafft eine medikamentöse Behandlung mit abschwellenden Nasentropfen bzw. Antibiotika, die Entfernung der Rachenmandel oder das Absaugen des Sekrets durch einen kleinen Schnitt im Trommelfell Abhilfe. Sollten sich diese Maßnahmen als nicht ausreichend erweisen, wird ein so genanntes Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt. So wird das Mittelohr dauerhaft belüftet und kann abtrocknen. Nach einigen Monaten wird das Röhrchen i.d.R. von alleine abgestoßen und das Trommelfell wächst wieder zu. 

Erbliche oder früh erworbene Ursachen

Bleibende Schwerhörigkeit bis hin zu Gehörlosigkeit kann erblich bedingt, während der Schwangerschaft oder um den Geburtsvorgang herum erworben sein. In diesen Fällen  entwickeln sich Teile des Hörorgans falsch oder verzögert.

Ererbte Schallempfindungsprobleme kommen sowohl ohne, d.h. non-syndromal, als auch mit anderen charakteristischen Symptomen, d.h. syndromal vor.

Ursachen ererbter non-syndromaler Schwerhörigkeit

  • Spezielle „Schwerhörigkeitsgene", die Entwicklungsstörungen im Bereich der Innenohrschnecke oder des Hörnervs mit sich bringen
  • Fehlerhafte Informationskodierung in den Mitochondrien
  • Gendefekte (Down-Syndrom u.a.)

Ursachen ererbter syndromaler Schwerhörigkeit:

  • Hörstörungen mit Anomalien des äußeren Ohrs, z.B. Treacher-Collins-Syndrom mit Unterentwicklung von Ober- und Unterkiefer, Innenohrmissbildung usw.
  • Hörstörungen mit Augensymptomen, z.B. Waardenburg-Klein-Syndrom mit Pigmentstörungen der Haut, Augen und Haare (partieller Albinismus) sowie Fehlbildungen des Gesichts
  • Hörstörungen mit Nierenerkrankung: Alport-Syndrom mit fortschreitender Nierenfunktionsstörun
  • Hörstörungen mit Schilddrüsenerkrankung: Pendred-Syndrom mit vergrößerter Schilddrüse und Jodverwertungsstörung
  • Hörstörungen mit Herzfehler: Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom mit Herzrhythmusstörungen

Vor der Geburt durch Erkrankung der Mutter erworbene Ursachen:

  • Virusinfektionen, Rötelnerkrankung der Mutter im zweiten oder dritten Schwangerschaftsmona
  • Syphilis (Lues)
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Zytomegalie
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Toxoplasmose (selten)

Während der Geburt erworbene Ursachen:

  • Frühgeburt
  • Mechanische Geburtsschäden
  • Gelbsucht aufgrund von Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kin
  • Sauerstoffmangel
  • Hirnblutungen

Nach der Geburt erworbene Ursachen:

Lärmschwerhörigkeit bei Jugendlichen

Die Zahl der dauerhaft schwerhörigen Jugendlichen steigt seit einigen Jahren stetig an. Der Grund ist das häufige und laute Musikhören über Kopfhörer (MP3-Player), in Diskotheken oder auf Live-Konzerten. 100dB und mehr - das entspricht etwa einem Presslufthammer in wenigen Metern Entfernung - werden hierbei schnell erreicht.