Gesichtslähmung – Definition und Häufigkeit

Die Muskulatur unseres Gesichts wird durch den siebten Gehirnnerv, den Nervus facialis oder mimischen Gesichtsnerv, versorgt und gesteuert. Ist seine Funktion beeinträchtigt, kommt es zu Lähmungen der Gesichtsmuskulatur, die häufig auf eine Gesichtshälfte beschränkt sind. Abgeleitet von dem Namen des Nervs bezeichnet man eine Gesichtslähmung auch als Fazialislähmung oder Fazialisparese (Parese, griechisch = Erschlaffung).

Je nachdem welcher Bereich tangiert ist, wird zwischen peripherer und zentraler Lähmung unterschieden. Bei der peripheren Form ist der Nerv selbst in seinem Verlauf geschädigt, bei der zentralen Form hingegen die Steuerung in Teilen des Gehirns gestört.

Die periphere Lähmung tritt bei mehr als 60% der Erkrankungen als idiopathische Fazialisparese (Bellparese) auf, deren Ursache bis heute nicht vollständig geklärt ist. Für die übrigen 40% sind als Auslöser beispielsweise Mittelohrentzündungen, bestimmte Virus-Infekte oder Verletzungen des Nervs bekannt.

Die Anzeichen der Gesichtslähmung sind dem Patienten durch hängende Mundwinkel und nicht vollständigen Lidschluss buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Außerdem können das Gehör, Speichel- sowie Tränenfluss beeinträchtigt werden. Auf diese Weise stellt die Erkrankung in vielen Fällen eine große psychische Belastung für die Betroffenen dar.

Therapie und Prognose richten sich nach der Ursache und Schwere der Schädigung. Gerade bei einer idiopathischen Gesichtslähmung sind die Heilungschancen aber gut. Bei vielen Patienten heilt die Lähmung unter entsprechender Therapie nach 4 bis 10 Wochen vollständig aus.

Eine Gesichtslähmung ist mit Abstand die am häufigsten auftretende Störung der Hirnnerven. Eine Fazialisparese kann in jedem Alter auftreten, wobei die meisten Patienten im mittleren Erwachsenalter sind. Auf 100.000 Personen kommen durchschnittlich 20 bis 25 Erkrankungen pro Jahr. Für etwa 7% unter ihnen ist es bereits die zweite Gesichtslähmung.

Während Frauen und Männer grundsätzlich gleichermaßen häufig betroffen sind, kann bei Schwangeren in den letzten Jahren ein Anstieg der Erkrankten um das Dreifache festge-stellt werden. Von 100.000 werdenden Müttern werden durchschnittlich 45 Fälle während der letzten Schwangerschaftsmonate registriert. Die Ursache hierfür ist bislang ungeklärt. Auch Diabetiker beider Geschlechter zählen zur Risikogruppe. Etwa zwei Drittel erleiden - meist aufgrund einer schlechten Blutzuckereinstellung - im Verlauf ihrer Erkrankung eine Gesichtslähmung. Gehäuftes Auftreten in einer Familie ist ebenfalls möglich.